Kommentar zur Corona-Krise | Schwarzer Schwan

Kommentar zur Corona-Krise | Schwarzer Schwan

Die Corona-Krise hat die Welt mit voller Wucht erfasst. Wir wissen noch nicht, wie das alles ausgehen wird. Aber eines ist sicher: Wir werden eine globale Rezession haben. Alles andere wäre bei diesen massiven Einschnitten in Gesellschaft und Wirtschaft, welche das Corona-Virus mit sich bringt, ein Wunder. Ist das schlimm? Ja sicher ist das schlimm. Aber es ist auch so: Bis vor 10 Jahren gab es noch Wirtschaftszyklen, in welchen sich relativ lange Boom-Phasen mit relativ kurzen, aber teilweise heftigen Rezessionen abgewechselt haben. Mit meinen bald 44 Lenzen habe ich dies einige Male miterlebt. Aber eben seit 2009 nicht mehr.

Seit die globalen Notenbanken sich gemüssigt fühlen, sämtliche Unannehmlichkeiten von der Wirtschaft abzuwenden, hatte diese seit über 10 Jahren keine Möglichkeit mehr, ihre Abwehrkräfte zu stärken, indem nicht überlebensfähige Strukturen durch die Kräfte des Marktes ins Jenseits befördert wurden. Die Notenbanken sind beim kleinsten Schnupfen zu Hilfe gekommen und haben die Wirtschaft gestützt. Das ist etwa so, wie wenn der Arzt bei jedem Schnupfen gleich mit starken Medikamenten Abhilfe schaffen würde. Noch schlimmer: Die Notenbanken haben die Dosis nicht vermindert oder das Medikament abgesetzt. Die Folge: Die Märkte waren süchtig nach Aktionen der Notenbanken. Auch wenn diese faktisch fast kein Wachstum gebracht haben, weil die Wirtschaft aufgrund des fortdauernden Notfalls-Modus der Notenbanken einen Investitionsstau hatte und abwartete, bis wieder «normale Zeiten» anbrechen. Nur, diese brachen nie an. Seit über 10 Jahren sind wir im Ausnahmemodus.

Die Notenbanken in den strukturschwachen Regionen Europa und Japan haben in den ersten zwei, drei Jahren nach der Krise gute Arbeit geleistet. Seither haben sie insbesondere in der EU unter der Ägide von Mario Draghi total versagt. Er hat zwar die Politik immer wieder gemahnt, sie solle die Führung bei der Stärkung der wirtschaftlichen Strukturen in Europa übernehmen (z.B. Liberalisierung der Arbeitsmärkte), mehr aber nicht. Politiker und Politikerinnen vom Schlage einer Angela Merkel haben die Probleme eins ums andere Mal weggelächelt oder einfach nichts getan. Draghi liess sich vorführen.

Ich persönlich hatte auf eine Situation gewartet, in welcher die Notenbanken wieder auf ihre eigentliche Funktion (die Wahrung der Geldwertstabilität) zurückgestuft werden. Ein Szenario, wie wir es zurzeit erleben, hätte ich mir aber nicht in den kühnsten Träumen ausgemalt.

Nun sind wir an einem Punkt, an welchem die Weltwirtschaft von einem «schwarzen Schwan», von einem Angebots- und Nachfrage-Schock gleichzeitig getroffen wird. Das ist zwar für uns alle ungemütlich, aber in Sachen Notenbankpolitik wird diese schwierige Zeit hoffentlich heilsam sein, weil die Notenbanken schlichtweg machtlos sind. Ihre Aktionen zeigen keine Wirkung, weil die Wirkungskette fehlt und sie abgesehen davon ihr Pulver verschossen haben. Nun liegt der Ball seit langem wieder einmal bei den passiv und ratlos gewordenen Regierungen des Westens. Ob sie diesen Weckruf – oder ich würde sagen diese Sirene – hören, wird sich zeigen. Wahrscheinlich schon, aber leider zu spät. Die Pandemie ist Tatsache. Die Behörden haben die Wahl zwischen der Pest und der Cholera. Entweder würgt man die Wirtschaft mit tiefgreifenden Massnahmen ab und kann so die Ausbreitung abdämpfen. Oder man greift nicht zu stark ein und riskiert, dass die Wirtschaft durch das Virus lahmgelegt wird. Die Corona-Krise wird aber tiefe wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Spuren hinterlassen. Es soll nicht der letzte Blog-Beitrag zu diesem Thema gewesen sein.

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